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Rückblick 1993

2. Oktober 1993: Vereinsausflug.

Unser diesjähriger Vereinsausflug führte uns zu König Ludwigs Schlössern bei Füssen.

Vereinsfreund Stefan Golling hatte diesen Vorschlag auf einem Vereinsabend gemacht, und alle schlossen sich dieser guten Idee an. Die Abfahrt war auf einen durchaus christlichen Zeitpunkt festgelegt worden: wir fuhren um 8.00 Uhr von der Thoma-Wiese in Dachau ab. Das Wetter war nicht sehr verheißungsvoll. Sollte der vom Wetterdienst angesagte Regen schon im Laufe des Vormittags einsetzen, dann würde die geplante Bergtour auf den Tegelberg wohl ausfallen müssen, und alle könnten sich an Neuschwansteins neugotischer Architektur erfreuen.

Aber das Wetter hielt: der Berg wurde in Angriff genommen. Steil zogen sich die Serpentinen nach oben. Unterwegs sahen wir riesige Baumstämme über unseren Köpfen schweben. Hier wurden gefällte Fichten mit einer Seilwinde zu Tal gebracht. Kein Wirtshaus weit und breit, das unseren alpinen Eifer hätte aufhalten können. Ein Verbotsschild für Radfahrer an der Abfahrtspiste machte Sepp Lochner, den über die Kreisstadt Dachau hinaus bekannten Radrennfahrer, zum Ziel zahlreicher, nicht immer ganz ernst gemeinter Ratschläge.

Gegen zwölf Uhr saßen wir in der holzgetäfelten Wirtsstube des Gipfelhauses. Wir stärkten uns verdientermaßen mit einigen Hellen und einer schmackhaften Brotzeit. Kurzzeitig ließ sich die Sonne fahl durch die Wolkendecke hindurch blicken. 

 

Die letzten Reserven wurden mobilisiert, und auf ging’s zum Gipfelkreuz. Sepp Lochner schleppte seine schwere Phototasche mit sich, immer bereit, das Vereinsleben in luftigen Höhen festzuhalten. Leider ist der Nachwelt nicht der Moment erhalten geblieben, als ich zusammen mit Gustl Dlask, der an diesem Tag wie von Raketen getrieben die Hänge erklomm, um einen hohen Felsvorsprung herum kam, um dann die Diritissima zum Gipfel in Angriff zu nehmen. Der Sepp wartete nämlich vergebens auf uns. Wir hatten an einer Weggabelung selbstverständlich den Hinweis „Nur für Geübte“ als ein Gebotsschild für uns gedeutet. Jedenfalls sahen wir von weit oben, wie der Sepp unten auf uns lauerte und lauerte. Es wäre sicherlich ein denkwürdiger Schnappschuß geworden.

Den Abstieg bewältigten wir mit der Seilbahn. Interessanterweise fragte uns das Fräulein an der Seilbahnkasse, ob wir eine Talfahrt wollten. Wir konnten diese Frage nur mit einem „Ja“ beantworten. Gustl fragte vorsichtshalber, ob es denn hier noch weiter hinaufginge. – Sie haben richtig geraten: Sepp Lochner sah die Bergbahn nicht von innen. Vielleicht hatten ihn unsere Reden über ausgefranste Tragseile verunsichert. Er vertraute mir seine Kameraausrüstung an und raste den Berg hinunter. Leider wurde diese neue Rekordzeit des Abstieges nicht von offizieller Seite gestoppt.

Wir warteten im Liftstüberl auf den Bus, der dann pünktlich kam, in etwa zeitgleich mit dem nun einsetzenden Regen. Wir hatten Glück mit dem Wetter gehabt.

Wie immer kehrten wir noch bei einer Gaststätte ein, ließen die Ereignisse des Tages Revue passieren und kamen dann gegen 20.00 Uhr sicher und um einige Erlebnisse reicher in Dachau an.